Hitzewellen und Starkregen.
Was bedeutet der Klimawandel für unsere Städte?
Der Klimawandel stellt den Städtebau vor eine große Herausforderung. „Wir werden in Zukunft im Sommer in dicht bebauten Metropolen wohl im Schnitt mit fünf bis zehn Grad höheren Temperaturen leben müssen“, prognostizieren Experten wie der weltweit renommierte Klimaingenieur Matthias Schuler.
Auch die Zahl der tropischen Nächte mit über 20 Grad Celsius wird deutlich zunehmen. Darunter leiden dann besonders betagte und geschwächte Menschen, so gab es im Rekordsommer 2018 offiziellen Angaben zufolge über 1.000 Hitzetote in Deutschland. Mitteleuropäische Städte werden ein mitmediterranes Klima bekommen – nur leider ohne die kühlende Meeresbrise. „Wir nutzen jetzt für europäische Städte Konzepte, die wir mal für arabische Wüstenstaaten konzipiert haben“, erklärt Matthias Schuler. So sei für Paris 2030 eine Verschattung der großen Avenues geplant, die bei Nacht entfernt werden kann, damit die angestaute Wärme in den kühlen Nachthimmel entweichen kann.
Forschern zufolge könnte es bereits im Jahr 2050 in der deutschen Hauptstadt Berlin so heiß sein wie derzeit in der australischen Stadt Canberra. Schuld daran ist der Wärmeinseleffekt: Fassaden, Dächer und versiegelte Flächen wie Straßen, Gehwege oder Parkplätze heizen sich durch die Sonneneinstrahlung auf und speichern die Wärme. Gebäuderiegel verhindern eine Durchlüftung und (nächtliche) Abkühlung.
Nachverdichtung und Begrünung
Das Gegenmittel gegen Hitzestress und Überschwemmungen durch Starkregen ist die Rückholung dessen, was wir zunehmend aus den Städten verbannt haben: die Natur. Doch Grünflächen erfordern Platz und angesichts des anhaltenden Zuzugs in die Metropolen (internationalen Studien zufolge werden dort bis 2030 etwa 30 Prozent der Weltbevölkerung leben) stehen die Großstädte unter Druck, Wohnraum zu schaffen. „Nachverdichtung“ lautet das Zauberwort: Statt neue Siedlungsflächen auszuweisen, werden innerstädtische Gebäude aufgestockt und erweitert, Brachflächen und sogar Innenhöfe werden bebaut. Doch wie viel Dichte verträgt das Klima?
„Verdichtung und mehr Grün schließen sich gar nicht unbedingt aus“, erklärt der Berliner Architekt Friedrich von Borries, der Begrünungskonzepte für Großstädte wie Frankfurt entwickelt. Es gelte vorhandene Potenziale wie beispielsweise Fried- oder Schulhöfe und Sportflächen verstärkt als grüne Oasen zu nutzen. Weitere städtebauliche Maßnahmen gegen die Hitze: viele schattenspendende Bäume, helle Fassaden, Verdunstungskälte durch Wasserflächen sowie Belüftungskorridore und künstliche Kaltluftschneisen.
Die Stadt wächst in die Höhe
Anstatt in die Breite zu bauen, sollte zusätzlicher Wohnraum in der Höhe entstehen. Das ergab ein Forschungsprojekt der Stadt Karlsruhe. Folglich wurden vorhandene Gebäude aufgestockt und eingeschossige Nebenbauten abgerissen, um entsiegelte Freifläche zu schaffen. Wo mehr Regenwasser versickern kann, werden die Kanäle entlastet und die Innenstadt ist vor Hochwasser geschützt. Auch das Grün wächst zunehmend in die Höhe: Für ein gutes Mikroklima setzen Architekten und Stadtplaner auf die Begrünung von Dächern und Fassaden: Pflanzen binden CO2 und Feinstaub, kühlen die Luft und erhöhen die Luftfeuchtigkeit. Ein berühmtes Beispiel für vertikale, also am Gebäude hochwachsende Begrünung ist der Bosco Verticale in Mailand. Der aus 20.000 Pflanzen bestehende vertikale Wald von Stefano Boeri erhielt 2014 den Internationalen Hochhauspreis.
Gründachstrategien und neue Fassadensysteme.
Immer mehr deutsche und europäische Städte berücksichtigen den fortschreitenden Klimawandel in ihrer Planung. So entwickelte Hamburg eine Gründachstrategie, die Hauptstadt Berlin gibt 2,7 Millionen für die Begrünung ihrer Dächer aus. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt „HeatResilientCity“, das zeigen soll, wie sich Wohngebäude und Freiflächen so gestalten lassen, dass das Leben in der Stadt auch bei längeren Hitzeperioden angenehm bleibt. In Aachen forschen Architekten, Textil-, Umwelt-, Elektro- und Maschinenbauingenieure fakultätsübergreifend an neuen Fassadensystemen wie textilen Gebäudehüllen, die den Kühlenergiebedarf deutlich reduzieren. Eine Anti-Smog-Fassade ist mit einer fotokatalytischen Beschichtung versehen und filtert Schadstoffe wie Stickoxide und Feinstaubpartikel aus der Luft.
„Bis 2050 müssen wir CO2-frei sein“
„Wir müssen bis Mitte des Jahrhunderts CO2-frei sein. Das ist für unsere Welt alternativlos“, mahnt Matthias Kopp vom WWF Deutschland. Und dabei spielt der Städtebau eine gewaltige Rolle, denn rund ein Drittel der CO2-Emissionen und knapp 35 Prozent des Energiebedarfes in Deutschland gehen auf den Gebäudesektor zurück. Neben Neubau und Verdichtung geht es also auch um die Sanierung von Bestandsimmobilien älteren Baujahres, die sich in Deutschland derzeit auf weniger als ein Prozent beläuft. Dem UN-Klimareport zufolge liegt in der konsequenten Wärmedämmung an Fassaden eine Chance, den globalen Klimawandel zu begrenzen. Denn nach wie vor frisst die Gebäudeheizung und -klimatisierung neben dem Verkehrssektor die größten Energiemengen. Klimaschutz ist also auch eine Aufgabe des einzelnen Bauherrn und Hauseigentümers. Wer seine Gebäudehülle optimal dämmt, leistet nicht nur einen wichtigen Beitrag, sondern reduziert gleichzeitig seine laufenden Betriebskosten.
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Quellen: bbsr.bund.de (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung), haus.de, buga2019.de, haufe.de, faz.net, zeit.de, welt.de, sto.de, globalmagazin.com, swr.de, lokale-mm.de, tagesspiegel.de, Fassadengrün.de, deutschlandfunk.de, co2online.de